Schmiedgasse Stans





Planung u. Gestalterische Leitung für Ersatzbaute im Dorfzentrum Stans in Zusammenarbeit mit Denkmalpflege NW

NEUERSTELLUNG DES WOHNHAUSES SCHMIEDGASSE IN STANS NW

Die Schmiedgasse zeichnet sich durch eine hohe Dichte und eine vielfältige, erlebnisreiche Nutzung aus. Die markanten 2 bis 3 - geschossigen Häuser mit ausgeprägtem Sockelgeschoss stehen in gerichteter Bauweise stirnseitig zur Gasse hin. Vorkragende Giebelfassaden, Zwischenbauten, Stützmauern, Treppenwege, Gassen, „Krinnen" und terrassierte Gärten gehören zu den unverwechselbaren Merkmalen, die den Reiz dieses geschichtlich und architektonisch bedeutsamen Dorfteiles bewirken. Dem bestehenden, aus dem Spätmittelalter stammenden Wohnhaus Nr. 24 kam wegen seiner markanten Ausgestaltung und seiner Lage besondere Bedeutung zu. Wird doch die Linienführung bzw. die Krümmung der Schmiedgasse durch das Gebäude klar definiert. Es markierte zudem die wichtige Treppenverbindung zwischen der am Hangfuss situierten Schmiedgasse und der höher gelegenen Mürgstrasse. („Ilgenstiege" mit „Krinne" und den darüber führenden Stegen)



Die Planung des Hauses basiert auf einer langen und intensiven Auseinandersetzung mit den Fragen der Altbauerhaltung und Neubaugestaltung. Der prekäre bauliche Zustand des bestehenden Hauses Nr. 24 hätte jedoch zu einem nicht mehr vertretbaren Aufwand für die Stabilisierung und die Totalerneuerung des Gebäudes geführt. Eine „Auskernung" des Hauses kam zufolge der mangelnden Statik und der geringen Raumhöhen von 1,80 bis 2.10 m zudem nicht in Betracht. Aus dieser Situation ergab sich die Notwendigkeit eines Abbruches des in Holz erstellten Gebäudes und der Klärung über einen Ersatzbau. Aufgrund der für das Dorfbild charakteristischen engen Bauweise (Grenzbauweise und Unterabstände zu Nachbarliegenschaften) bedingte andererseits ein Abbruch und eine Ersatzbaute entsprechende Ausnahmebewilligungen und nachbarrechtlichen Regelungen. Wäre das Grundstück nach einem Abbruch des baufälligen alten Hauses unbebaut geblieben, hätte dies nebst dem Verlust des Besitzstandes zu einer empfindlichen Tangierung der Bauabfolge an der Schmiedgasse und damit zu nachteiligen Auswirkungen der für das Dorfbild typischen baulichen Einheit und Eigenart geführt. Die Realisierung eines Ersatzbaues erwies sich aufgrund der speziellen örtlichen Situation (Hanglage mit aufwändigen Sicherungs- und Baumassnahmen) und zufolge der erwähnten Unterabstände (Brandschutz, Belichtung etc.) als Herausforderung für Planer, Ingenieur und Unternehmer. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage konnte im vergangenen Jahr ein Ersatzbau auf den Grundmauern des alten Sockelgeschosses realisiert werden. Die speziellen Anforderungen, insbesondere bezüglich des Ortsbildschutzes wie auch die Anliegen der umliegenden Anstösser wurden während der Planungsphase durch intensive Kontakte mit Bauherrschaft, Behörde, Denkmalpfleger und Nachbarschaft und mittels ausführlicher Plan- und Modelldarstellungen laufend abgesprochen und geklärt.



Wesentliche und prägende Elemente wie das Raumgefüge und die volumetrische Gestaltung des bestehenden Gebäudes blieben auch für die Neugestaltung bestimmend. Ebenso blieb die für das Haus charakteristische Erschliessung über die „Ilgenstiege" und die über die „Krinne" führenden Stege zu den Hauseingängen erhalten, Die für die Schmiedgass-Häuser typische Dachgestaltung mit dem Firstverlauf quer zur Gasse - wie auch die gassenseitige Vorkragung der Hauptfassade - waren auch für die Neuerstellung wiederum bestimmend. Dennoch stand nicht eine imitierende Nachbildung des alten Hauses im Vordergrund sondern eine zeitgemässe Architektursprache, die eigene Identität aufweist und trotzdem den unverwechselbaren Charakter der bestehenden Häuser an der Schmiedgasse respektiert. Der Charakter der in Holz erstelften Bauten in der hinteren Schmiedgasse wird durch die Ausführung des gegen die Gasse hin orientierten markanten Vorderhauses in Holzsystembauweise und mit einer sorgfältigen Fassadengestaltung berücksichtigt. In Anlehnung an das alte Gebäude und aus Gründen des konstruktiven Holzschutzes wurden die Fassaden mit einer geschossweisen Auskragung ausgebildet. Die Profilierung der Fassadenflächen (unbehandeltes Lärchenholz) erfolgt zudem mit Schiebeläden, die vorerst nur an der Wetterseite des Hauses realisiert wurden. Das zurückliegende, bergseitig situierte Hinterhaus ist aus Brandschutzgründen in Massivbauweise ausgeführt. Der Übergangsbereich zwischen Vorder- und Hinterhaus wird durch Leistenschirme in Lärchenholz akzentuiert, die zudem die Fensteröffnungen in den auf der Grundstücksgrenzen situierten Aussenwänden optisch verbergen. Der Rauminhalt von 1'200 m3 (exkl. best. Sockelgeschoss) entspricht dem Volumen des alten Gebäudes; auf den 5 Ebenen konnte eine Nettowohnfläche von 300 m2 realisiert werden. Die Lage am schattigen Nordhang und die dichte Bauweise erforderten ein spezielles Augenmerk für den Tageslichteinfall in die Wohnräume und in den zentralen Erschliessungsbereich der einzelnen Geschosse. Die von der Hauptfassade deutlich zurückgesetzten Balkone an der Westseite des Hauses stehen in Fortführung zu den angrenzenden terrassierten Gärten und Aussensitzplätzen. An der Ostseite, gegen die „Ilgenstige" hin, wird die frühere Laubenkonstruktion mit filigran ausgebildeten Balkonen über dem bestehenden Treppenaufgang wiederum aufgegriffen und neu interpretiert.